Der große Visionär Oscar Niemeyer ist gestern im Alter von 104 Jahren in Rio de Janeiro gestorben. Sein Hauptwerk , Brasilia, die Hauptstadt Brasiliens, ist ein modernes Utopia, aus Stahl und Beton geformt, vollständig am Reißbrett entworfen und mitten im brasilianischen Regenwald aus dem Boden gestampft. Die Arbeiten an der neuen Hauptstadt wurden im Oktober 1956 begonnen und waren bereits im Jahr 1964 weitgehend fertiggestellt. Auf Grund seiner außerordentlichen Bedeutung für die Architekturgeschichte gehört Brasília zum Weltkulturerbe der UNESCO.
„Alles ist monumental, menschlich, einfach, grandios, asketisch in der Reinheit seiner Formen, die auf das Nötigste reduziert wurden.“ – Lúcio Costa*
Biografische Daten
Geboren wurde Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho am 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro, wo er am 5. Dezember 2012 auch starb. Seine familiären Wurzeln liegen in Deutschland (Hannover). Das Architekturstudium schloss er 1934 an der Escola Nacional de Belas Artes in Rio de Janeiro ab. Die anschließende Arbeit im Büro des brasilianischen Architekten Lúcio Costa brachte Niemeyer bald mit Le Corbusier zusammen, dessen Assistent er später wurde. Von 1947 bis 1953 nahm er die Vertretung Le Corbusiers im Planungsrat der UNO für das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York war. Diese Zusammenarbeit übte einen starken Einfluss auf Niemeyers Schaffen aus. Niemeyer wandte sich jedoch bald von der strengen Orthogonalität seiner Kollegen ab und erweiterte die Formensprache der moderner Architektur um Kreis und Kurve.
„Die Architektur besteht aus Traum, Phantasie, Kurven und leeren Räumen.“ – Oscar Niemeyer**
Werkschau
Literatur
* aus: Christina Haberlik: 50 Klassiker. Architektur des 20. Jahrhunderts. Gerstenberg, Hildesheim 2001.
** aus: Oscar Niemeyer: Paroles d’Architecte, Mailand 1996.